Warum Natur im Garten heute so wichtig ist?

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Es ist Herbst. Die Rasenmäher und Laubbläser, Heckenscheren brummen um die Wette. Und ja, ich brumme auch, leise wütend vor mich hin. Ist es Herbst im Garten? Oder Krieg? Hecken stutzen und Rasenmähen. Verblühtes entfernen. Abschneiden. Entsorgen. Samt der Lebewesen die sich im Herbst einen Unterschlupf suchen. Aufräumen ist angesagt, In privaten Gärten und im öffentlichen Grün. Als Hobby oder als Fachkraft. Bevor es draußen kälter und ungemütlich für den Gärtner wird. Warum ein Naturgarten heute so wichtig ist? Und was ein Naturgarten wirklich heißt? Das habe auch ich lange Zeit nicht begriffen.

Ja, ich brumme leise wütend vor mich hin und spüre auch eine Angst hinter der Wut. Angst um unsere Erde- auch direkt vor unserer Tür. Ich wünsche mir, Menschen mit dem Herzen verstehen nicht mit Ordnungssinn. Dieser Artikel darf zum Nachdenken anregen. Er darf auch aufregen.

In erster Linie darf dieser Artikel jedoch inspirieren und motivieren zu spannende Reise ins Reich der heimischen Wildpflanzen. Sie ist vielleicht auch eine Reise zu sich selbst.

Alles hängt mit allem zusammen“ (A. v. Humboldt)

Garten ist für mich Leidenschaft und Meditation. So wurde ich vor zwei Jahren auf den „Erlebe Vielfalt Online Kongress“ aufmerksam. Vier Tage, die gefüllt waren mit spannenden, informativen und praktischen Vorträgen rund um Biodiversität und Artenvielfalt im eigenen Garten, auf dem Balkon, ja sogar auf dem Fensterbrett.

Ich war immer der Ansicht, ich würde „naturnah“ gärtnern – den Garten LEBEN. Mein Garten sah nie so ordentlich aus wie bei den Nachbarn. Eher wild und unaufgeräumt. Nun, in diesen vier Tagen eröffnete sich mir eine neue Welt. die mir zeigte, was naturnahe Lebensräume wirklich bedeuten und welche ganz einfachen Möglichkeiten wir haben, unser Ökosystem vor (oder hinter) unserer Haustüre zu unterstützen.

Denn das Artensterben findet direkt vor unserer Nase statt.

Wissenswertes

  • Laut Nabu ist die Biomasse an Insekten in den letzten 27 Jahren um 75% zurückgegangen.
  • Ein Viertel der Insekten stehen auf der ROTEN LISTE der gefährdeten Arten
  • Allein 50% der Wildbienen sind stark gefährdet
  • Biotope heimischer Pflanzen für Insekten gehen weiter verloren
  • Landwirtschaftliche Monokulturen und Versiegelte Flächen und im Städtebau waren und sind der Hauptgrund
  • Der Vogelbestand ist ebenfalls um 25% zurückgegangen
  • Der Igel steht auf der Roten Liste

Entdecken

Zum Glück interessieren sich immer mehr Menschen für das Thema Naturgarten und heimische Pflanzen. Junge und Alte. Auch für Familien mit Kindern kann ein Garten in dem es summt und brummt nicht nur spannenden sein sondern auch das Miteinander in der Natur wecken. Denn:

Nur was du kennst, das liebst du. Und nur was du liebst das schützt du. (Konrad Lorenz)

Auch manche Städte fangen an umzudenken Und Wohnungsbaugesellschaften gestalten neuen Lebensraum.

Tiere pflanzen

heißt es daher bei einer Referentin. Heimische Wildpflanzen locken Insekten wie Wildbienen und Schmetterlinge und Käfer an. Sie dienen den Tieren zur Eiablage, als Raupenfutterpflanze und als Nektarquelle. Insekten sind wiederum die Futterquelle für Frösche, Eidechsen, Vögel und kleine Säugetiere wie die Fledermaus und der Igel.

Igel verhungern im aufgeräumten Garten und findet keine Überwinterungsmöglichkeit. Ein stummer Hilfeschrei. Der stachelige Freund steht auf der ROTEN LISTE. Kurzfristig können wir mit artgerechtem Futter helfen, oder an Igelaufzuchtstationen verweisen. Längerfristig hilft nur, umzudenken. WIR haben es in der Hand!

Auch als Bestäuber in der Landwirtschaft sind die Insekten wichtig!

Trittsteine

Die Gesamtfläche der privaten Gärten entspricht der Fläche von ausgewiesenen Naturschutzgebieten. Es steht potentiell eine riesige Fläche zur Verfügung, die wieder Lebens- und Erlebnisraum werden kann. Ein Umdenken in der häufig radikalen „Pflege“ von öffentlichen Grünflächen kann diesen Raum nochmals vergrößern.

Insekten brauchen jedoch Trittsteine von einem Lebensraum zum anderen. Ungefähr 70 bis 300 Meter beträgt der Radius, den Insekten fliegen oder krabbeln können.

Wenn jede Frau, jeder Mann, Familien, DU und ALLE GEMEINSAM Lebensraum für heimische Wildpflanzen und somit Wildbienen, Schmetterlinge und andere Insekten schaffen kann die Welt sich ein Stück wandeln. Auch der kleinste Garten oder Balkon kann zur Wohlfühloase nicht nur für Mensch sondern auch für Wildbiene Schmetterling und Co werden.

Heimische Wildpflanzen

sind diejenigen, die bei uns wild wachsen – so wir würden sie denn wachsen lassen. Auf ungemähten Wiesen, Auf Grünstreifen, Am Feldrand. Viele Wildpflanzen sind das, was viele Menschen Unkraut nennen Brennessel, Gänseblümchen, Löwenzahn, Schafgarbe, Wilde Möhre, Wilde Malve, Wegwarte Wilde Karde Beifuß, um nur einige wenige zu nennen. Unkräuter landen in der Restmülltonne oder unter Vlies und einer Ladung Schotter.

Besser Hecke als Zaun. Ein einziger Strauch des heimischen Weißdorns kann bis zu 160 Insektenarten ernähren. Die aus China stammende Forsythie fast keine.

Heimische Wildpflanzen sind es, die den Insekten Wohnraum, Nahrungsquelle und Kinderstube sind. Viele sind auch alte, fast vergessene Heilkräuter, die die Erde auch für uns Menschen bereit hält.

Happy Bee kaufen?

BESSER NICHT! Die in Gartenmärkten mit Bienenweide oder Happy Bee angepriesenen Pflanzen sind fast immer nicht heimische Pflanzen! Diese Pflanzen sehen mit großen, bunten Blüten zwar schön aus haben meist jedoch keinen Nutzen für Wildbienen und Schmetterlinge sondern für die Honigbiene. Pflanzen mit NABU oder TGTA (Tausende Gärten – Tausende Arten)  LOGO sind empfehlenswert für den heimischen Naturgarten Auch Online- Shops bieten heimisches Saatgut und Pflanzen an. Die Regionalgruppen des Naturgartenvereins findet man mit tollen Informationen und oft auch einem Angebot an heimischen Pflanze auf Pflanzmärkten oder Klimaveranstaltungen.

SEIN und Lassen

Lehn dich entspannt zurück und „Räum den Garten nicht auf!“ So wie wir nun, wo es kühler draußen wird, gern auch mit der Kuscheldecke auf dem Sofa sitzen, brauchen Insekten ihre Decke aus Laub. Totholz und markhaltige Stängel sind Ablageorte für Insekten und deren Eier zum Überwintern und im zeitigen Frühjahr erste Nahrungsquelle für Raupen usw. Auch Igel, profitieren von den Laubhaufen, da sie dort neben einem Unterschlupf auch Futter finden. Sigrid Tinz, von Kraut und Bücher, hat eine wunderschöne Homepage und einen tollen Instagram Kanal.

Licht

Viele Insekten sind nachtaktiv. Durch die Dauerbeleuchtung auf der Straße und im Garten werden sie orientierungslos und in der Nahrungssuche und ihrer Fortpflanzung behindert. Also Licht aus im Garten vor allem, wenn er nicht genutzt wird. Auch im Winter. Bewegungsmelder und rotes/ orangenes Licht, sind eine Alternative für Mensch gemeinsam mit Tier im Garten.

Fazit

Ich habe nach dem Online Kongress Bestandsaufnahme gemacht meinen Sommerflieder schweren Herzens ausgebuddelt. Als Invasiver Neophyt verdrängt und verhindert er heimische Pflanzen, die für die Insekten einen weitaus größeren Nutzen haben. Genau wie der Kirschlorbeer.

Nachdem ich meinen Rasen im Herbst 22 fast wegvertikutiert hatte und mich das Thema Wildpflanzen anfing zu interessieren, habe ich den Rasen nicht mehr gedüngt, nur drei mal gemäht und geschaut, was wächst. Der Gänseblümchenteppich ist so schön, die Schafgarbe ist in meinen Garten gekommen, die Vogelmiere war schon immer da und dient mir als gesundes, essbares Grün. Immer mehr heimische Wilde finden in meinen Garten. Sowohl Pflanzen als auch Insekten.

Wir dürfen die Natur wieder neu kennenlernen, entdecken und behüten. Denn wir sind ein Teil von ihr. DaniEla

2 Kommentare

  1. Oh ja, die vollen BioMüll??? Tonnen sehe ich hier auch. Wir haben eine 4-wöchentliche Abholung. Seit ich fast alles im Garten liegenlasse oder schichte, Mini-Benjeshecken improvisiere ist diese oft halb leer. Eine tolle Idee, die Biotonnen umzufunktionieren.
    Herbstliche Grüße

  2. Ich habe einen Schrebergarten und bin immer wieder entsetzt darüber, wieviel prall gefüllte „Biotonnen“ alle zwei Wochen zur Abholung bereit gestellt werden. Ich hole mir jetzt im Herbst Laub zum Abdecken der Beete in den Garten, die Biotonnen sind zu Regentonnen umfunktioniert, mit Ausstieg für havarierte Insekten natürlich. Einen schönen, artenreichen Herbst!

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